Strategische Langzeitarchivierung an ZB MED

Inhalte der Wissenschaft werden zunehmend elektronisch publiziert und müssen der Wissenschaft ebenso lange Zeit zur Verfügung stehen sowie wiederverwendbar bleiben. Dieses Prinzip ist ebenfalls im Open Access-Gedanken und den FAIR-Prinzipien zu finden. Auch die von cOAlition S veröffentlichte Absichtserklärung zu Open Access, „Plan S“, stellt die Bedeutung von Langzeitarchivierung heraus. Entsprechend bleibt das Arbeitsfeld der Langzeitarchivierung durch neue Entwicklungen und neue Publikationsformate, zunehmend auch von Forschungsdaten, dynamisch.

Verantwortung und Policy

ZB MED trägt als Zentrale Fachbibliothek und Informationsinfrastruktur Verantwortung für den langfristigen Erhalt von lebenswissenschaftlichen Informationen für ihre Zielgruppe, primär die Forschenden. Sie gewährleistet die langfristige Zugänglichkeit, Wiederauffindbarkeit und Nachnutzbarkeit von Literatur und Daten. Diese Ziele, die Zielgruppe und die Erhaltungsstrategien werden in der Preservation Policy von ZB MED dargelegt.

Langzeitarchivierungssystem Rosetta und Kooperation

Für die Langzeitarchivierung orientiert sich ZB MED an gängigen Standards, etablierten Systemen und nutzt Kooperationen. Das bei ZB MED verwendete Langzeitarchivierungssystem Rosetta von ExLibris wird in Kooperation mit den zwei zentralen Fachbibliotheken TIB – Leibniz-Infor­mations­zentrum Technik und Naturwissenschaften und ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft betrieben. TIB agiert dabei als Dienstleister, der Rosetta hostet und administriert. Die Partner behalten die Verantwortung über ihre Bestände, indem sie ihre digitalen Ressourcen in jeweils eigenen Bereichen selbst verwalten, Konfigurationseinstellungen vornehmen und Erhaltungsmaßnahmen steuern. 

Standards der digitalen Langzeitarchivierung

Die Komplexität der Langzeitarchivierung mit unterschiedlichen Datenformaten, abgestuften Erhaltungsmaßnahmen und sich ändernden Anforderungen der Zielgruppe zeigt die Bedeutung von etablierten Normen und Best Practices. ZB MED orientiert sich dabei an gängigen Standards für eine vertrauenswürdige digitale Langzeitarchivierung.

Das Langzeitarchivierungssystem Rosetta selbst bildet das in der Langzeitarchivierungscommunity anerkannte und als ISO-Standard 14721 veröffentlichte Referenzmodell Open Archival Information System (OAIS) ab. Zusätzlich nutzt Rosetta auch einschlägige Metadatenstandards wie Dublin Core, PREMIS und METS.

Die Digitale Langzeitarchivierung bei ZB MED orientiert sich an dem OAIS-Modell sowohl durch die Nutzung von Rosetta, aber auch über Rosetta hinaus. Mit dem Modell werden die verschiedenen Tätigkeitsbereiche in dem digitalen Langzeitarchiv und die jeweiligen Verarbeitungsschritte digitaler Ressourcen beschrieben. Diese reichen von der Datenübernahme (Ingest) von Datenproduzierenden bis zum Zugriff (Access) durch die Nutzenden. Im Fall des digitalen Archivs bei ZB MED haben nur die Mitarbeitenden des digitalen Archivs Zugriff auf dieses und geben Datenpakete bei Bedarf an Publikationsplattformen zurück.

Open Archival Information System (OAIS):

Gezeigt sind die Entitäten des OAIS und die Interaktion zwischen ihnen. Datenpakete lassen sich in SIP (Submission Information Package), AIP (Archival Information Package) und DIP (Dissemination Package) unterschieden. Die Grafik basiert auf der CCSDS-Publikation.

Bevor Daten an Rosetta übergeben werden können, werden die digitalen Ressourcen sowie deren Metadaten zunächst aus verschiedenen ZB MED-Quellsystemen exportiert und Rosetta-konform aufbereitet. Danach werden die Daten als sogenannte Submission Information Packages (SIP) an Rosetta übergeben. Im System werden Maßnahmen durchgeführt, welche den Erhalt der Authentizität, Vollständigkeit und Integrität der digitalen Ressourcen langfristig gewährleisten.